Stress?

Der Begriff „Stress“ kommt vom lateinischen „stringere“: „zusammendrücken, zusammenziehen“ und ist eigentlich ein Begriff aus der Physik. Wir meinen damit aber eher eine Art von Überforderung bezüglich der Anforderungen, die auf uns einprasseln, sozusagen ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Bewältigungsressourcen.

Dem Säbelzahntiger entkommen

Wenn wir unter Stress stehen, setzen immer bestimmte „Stresssymptome“ ein: die Muskeln spannen sich an, der Herzschlag beschleunigt sich, die Atmung verflacht und wird schnell. Diese „Stresssymptome“ können unterschiedlich stark sein bzw. unterschiedlich stark wahrgenommen werden, denn meist verändert sich auch unsere Aufmerksamkeit, wir haben einen Tunnelblick, nehmen unseren Körper weniger wahr und auch das Denken wird schnell negativer. Aus diesen körperlichen und geistigen Veränderungen folgt schließlich verändertes Verhalten. Wir sind gereizter, agieren gehetzter und machen häufiger Fehler.

Auch wenn diese Symptome nicht selten zu Problemen oder sogar zu Krankheiten führen, sind sie ursprünglich sehr gut gemeinte Schutzfunktionen unseres Körpers. In den Zeiten, als wir Menschen z.B. von Säbelzahntigern gestresst wurden, hatten wir zwei sehr erfolgreiche Reaktionen zur Verfügung: Flucht oder Angriff. Zu diesen sportlichen Reaktionen braucht der Körper mehr Kraft und Sauerstoff in allen Zellen, daher der beschleunigte Herzschlag und die schnellere Atmung, sowie die angespannten Muskeln.

Heute sind Stressoren – also Dinge, die Stress auslösen – eher z.B. Zeitnot oder fehlende Herausforderungen, zu viel Verantwortung oder fehlende Anerkennung, allgemeiner gesagt eine fehlende Balance in physischen, psychischen und sozialen Situationen.

Subjektivität

Ob uns etwas stresst, ist dabei so subjektiv wie nur irgendwie möglich. Negativer Stress oder ein negatives Gefühl einer Situation gegenüber, entsteht eigentlich immer erst, wenn der Betroffene die Situation als bedrohlich erlebt. Wenn die Person also einen möglichen Verlust bzw. eine mögliche negative Konsequenz vermutet und nicht glaubt, ausreichende oder passende Ressourcen für die Bewältigung der Situation zu haben.

Hier hat man bereits einen ersten Ansatzpunkt zur Stressbewältigung: sich bewusst zu fragen, ob die Situation wirklich so bedrohlich ist bzw. ob man vielleicht weitere Ressourcen hat oder sich erarbeiten kann, um die Situation doch noch zu meistern. Dann wird die „Stresssituation“ zur Herausforderung, sozusagen zum positiven Stress.

Drahtseilakt

Wohlbefinden und damit Gesundheit besteht tendenziell, wenn wir eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden. Chronischer Stress ist in der Regel dauerhafte Anspannung, aber auch dauerhafte Unterforderung kann krank machen. In welchen Zeitabständen und in welcher Intensität diese beiden Zustände stattfinden und sich abwechseln müssen, um Wohlbefinden zu erreichen, ist eine sehr individuelle Frage und kann nur subjektiv beantwortet werden. Kompass ist dabei immer unsere Emotion, also unser Bauchgefühl und Gefühl.

Sollten wir feststellen, dass wir aus der Balance gekommen sind, haben wir immer die Möglichkeit etwas dagegen zu tun, bzw. es zu versuchen. Das kann die Situation, das Außen betreffen oder das Innere, das Denken und Fühlen. Beides würde in den Bereich der Aktivierung fallen. Auf der anderen Seite sind wir vielleicht aus der Balance gekommen, weil wir sowieso schon zu viel tun: zu viel Denken, zu viele Aufgaben haben, zu viele Verantwortlichkeiten. Dann wäre es sinnvoller, sich im Loslassen zu üben. Das wäre der Bereich der Entspannung. In beiden Fällen ist es meine Aufgabe als Beraterin, Klienten im Finden und der Umsetzung ihres Weges zu unterstützen.